Lieber Daniel

Ich weiss wohl, was es bedeuten soll, dass ich heut' so traurig bin: anscheinend bist du nicht mehr unter uns (wie das so gekommen ist, weiss ich nicht) und diese Erkenntnis tut weh. Im Rheintal unterwegs mit meinen Töchtern wollte ich dich eigentlich in Worms noch mal besuchen. Zu spät. Ich weiss jetzt, weshalb meine Mails zurückbounceten. Ich fasse es noch nicht ganz, es dringt allmählich durch...
Ich denke mit viel Zuneigung und Wehmut an die sorglosen Zeiten in Gent, Germersheim, Frankreich und Darmstadt  zurück, und die vielen begeisterten Begegnungen und Gespräche die wir hatten, manchmal bis morgens früh. Literatur, Sprachen,alles menschliche, Musik,... man konnte mit dir über ungefähr alles reden, es war immer tabulos und einsichtsvoll. Weltoffen warst du, neugierig und aufrichtig interessiert. Wir teilten gerne unsere Leidenschaft für Ägypten.
Du warst in meiner Erinnerung intelligent, belesen, mild und einfühlsam. Munter, heiter und humorvoll. Attent, hilfsbereit und freundlich. So ganz wie ich Leute mag. 
Später trafen wir uns noch in Worms und zuletzt warst du zu Besuch bei uns in Aalst, Heimatstadt einer deiner Lieblingsschriftsteller Louis Paul Boon. Leider hatten wir uns in letzter Zeit etwas aus dem Auge (aber nicht aus dem Herzen) verloren.
Es ist irgendwie bedeutungsvoll, dass du in diesen bewegten, unheimlichen Zeiten verschwindest...
Jetzt bist du wieder in Kempten, mit den beschneiten Bergen als Kulisse, in naher Ferne.
Ich hätte mich gern irgendwie von dir verabschiedet aber Ich sehe dich noch ganz scharf, mein Freund. Du bist noch nicht weg. Du lebst noch ein bisschen weiter, wir werden noch über dich reden und ich bilde mich ein, dass dieser kleine Epilog dir gefallen würde.
Danke, dass du da warst!

Jan

Viele Jahre sind vergangen, aber ich sehe dich noch genau in meiner Erninnerung. Am AG, Shakespear, deine Bandzeiten. Ich weiss nicht was passiert ist, aber deine Erinnerung lebt. Melanie S.