Herausforderung Festtage: Hilfestellung zur Trauerbewältigung
Besonders an Weihnachten ist die Trauer über den Verlust geliebter Menschen groß. Hier kochen die Emotionen meist hoch. Foto: Jennifer, stock.adobe.com
Wer einen nahestehenden Menschen verloren hat, muss seine Trauer verarbeiten. Eine Aufgabe, die nicht mal so eben bewältigt werden kann, sondern Jahre oder gar ein Leben lang andauert. Ein Prozess also. Dieser wird besonders schwer, wenn Feiertage oder besondere Jahrestage anstehen. Weihnachten, Ostern, Geburts- oder Hochzeitstag – zu diesen besonderen Anlässen schlägt der Schmerz des Verlustes noch einmal besonders durch.
Trauer an Festtagen: Was Ihnen helfen kann
Doch was tun, um mit den Emotionen und Erinnerungen möglichst gut umzugehen? Ein wichtiger Rat von Expertinnen und Experten ist, sich mental auf die anstehenden Termine vorzubereiten. Helfen kann es, sich die Zeit zu nehmen, um sich zu vergewissern: Was macht mir mit Hinblick auf Feier- oder Jahrestag am meisten Angst? Stellt man sich bestimmte Situationen vor, kann man auf seinen Körper achten. Welche Reaktionen zeigt er, bei welcher imaginären Szene bekomme ich Bauschmerzen, Herzrasen oder möchte einfach nur weinen?
Die US-amerikanische Autorin Paula Stephens empfiehlt beispielsweise drei Schritte:
- Welche Traditionen und Kontakte möchte ich beibehalten?
- Für welche Traditionen ist es vielleicht noch zu früh und zu schmerzlich?
- Welche Traditionen könnte man verändern, ohne dass es das Andenken an die verstorbene Person schmälert?
Wichtig: Wie bereits erwähnt sollte man sich für die Beantwortung der Fragen Zeit lassen. Es ist normal, nicht sofort für alle eine Lösung zu haben. Gegebenenfalls kann es hilfreich sein, sich Rat bei Freunden und Familienmitgliedern zu holen, die möglicherweise selbst betroffen sind. Gemeinsam ist so manch schwere Reise leichter.
Bei Familie und Freunden kann man Hilfe finden, wenn man gerade an Feiertagen in der Trauerspirale festhängt. Foto: sergign, stock.adobe.com
An besonderen Tagen trauern: Kompromisse finden
Wichtig ist es, im Kreis der Familie, in dem nun ein Stuhl leer bleibt, aufeinander einzugehen. Nicht jeder oder jede kann das Gleiche für richtig und gut befinden. Hier heißt es, Kompromisse zu finden und allen Involvierten die nötige Zeit und den nötigen Raum zuzugestehen.
Auch psychologische Hilfe in Anspruch zu nehmen, ist keine Schande. Vielmehr ist es ein Zeichen der Stärke – denn damit gibt man das Signal: Ich möchte mich nicht verkriechen, sondern einen gangbaren Weg mit der Trauer finden. Schließlich hätte es die geliebte Person, die man verloren hat, sicher nicht gewollt, die Hinterbliebenen leidend zu sehen.
Umgang mit Trauer an Feiertagen: Tipps für die emotionale Gesundheit
Gerade an Weihnachten ist man vor hochkochenden Emotionen schwer gefeit. Überall Familienidylle – ob in der Werbung oder im echten Leben – und dazu die Weihnachtsmusik, die bei Trauernden die gegenteiligen Gefühle weckt, wie eigentlich intendiert. Doch wie kommt man durch diese Tage. Hier einige Anregungen:
- Ein Spaziergang allein, bei dem man seine Gedanken ordnen und seinen Gefühlen freien Lauf lassen kann.
- Bei Atemübungen Ruhe finden und in den Moment zurückkehren, ohne ständig auf dem Gedankenkarussell zu sitzen.
- Seine Gedanken niederschreiben. Oft hilft es, diese auf ein Blatt Papier zu bringen und sie damit sinnbildlich aus dem Kopf zu bekommen.
- Unternehmungen mit Freunden, die einem immer guttun.
Egal, wie sich die Trauer bei Betroffenen äußert – sie hat ihre Berechtigung und darf da sein. Natürlich schmerzen gerade an Feier- und Jahrestagen die Erinnerungen, manchmal auch nur bestimmte Gerüche oder Rituale. Daher ist es wichtig, behutsam mit sich selbst umzugehen und nicht zu viel von sich selbst zu verlangen. Sie würden das von anderen auch nicht einfordern, oder?
Es gibt Möglichkeiten, um mit der Trauer an Festtagen besser umgehen zu können. Foto: terovesalainen, stock.adobe.com
Trauer an Festtagen: Unbeschwertheit nicht verlieren
Zudem ist es nicht falsch, sich auch unbeschwerte Momente zu gönnen. Freude suchen und finden hilft – daraus zieht man Kraft, von der die Trauer genug aufrisst. Überlegen Sie sich: Bei wem fühle ich mich wohl, mit wem kann ich gut reden, bei wem darf ich meine Trauer zeigen? Verurteilen Sie dabei nicht Menschen, die Sie aufheitern wollen. Oft ist der Umgang mit Trauernden für diese eine große Herausforderung, bei der man vieles richtig machen möchte, manches aber leider falsch macht.
Den richtigen Weg im Bewältigen der Trauer an besonderen Tagen kann nur jeder und jede für sich selbst finden. Versuchen Sie nicht, den geliebten Menschen zu vergessen, sondern den schönen Erinnerungen den Raum zu geben, der Ihnen guttut.