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Mit der Trauer umgehen, wenn das eigene Kind stirbt

Von Julia Paul

Wenn das eigene Kind stirbt, ist der Schmerz der hinterbliebenen Eltern riesig. Foto: LIGHTFIELD STUDIOS, stock.adobe.com

Der Tod eines Kindes, ein tragischer Einzelfall? Nein: Wie UNICEF berichtet, sterben täglich über 10.000 Kleinkinder weltweit vor ihrem sechsten Geburtstag. Dazu kommen Tot- und Fehlgeburten von Säuglingen sowie Kinder und Jugendliche, die etwas älter geworden sind. Trotzdem ist der Tod ein Schock für betroffene Eltern.

Plötzlich ist das Kind tot – die Ursachen

Wenn ein Kind stirbt, kann das verschiedene Ursachen haben …

  • Fehlgeburt: Eine Fehlgeburt ist ein spontaner Abgang in einem frühen Stadium der Schwangerschaft, wobei das ungeborene Kind außerhalb des Mutterleibs nicht lebensfähig wäre.
  • Totgeburt: Als Totgeburt wird der Verlust eines Kindes nach der 20. Schwangerschaftswoche bezeichnet, bei dem das Kind tot zur Welt kommt.

Sowohl bei der Fehlgeburt als auch bei der Totgeburt spricht man von Sternenkindern, die in der Schwangerschaft oder bei der Geburt sterben. Doch auch Babys, Kleinkinder, Kinder und Jugendliche können von uns gehen. Einige Gründe sind …

  • Plötzlicher Kindstod: So wird der unerwartete, ungeklärte Tod eines eigentlich gesunden Babys im Alter von unter einem Jahr bezeichnet.
  • Krankheit: Sowohl genetische oder angeborene Erkrankungen als auch Infektionskrankheiten wie eine Lungenentzündung, ein Fieberkrampf, Masern oder Krebs können bei Kindern tödlich enden. Einige erliegen ihrer Krankheit im Kinderhospiz, andere im Krankenhaus oder zu Hause. Für Eltern ist die Erlösung des Kindes von Schmerzen nur ein kleiner Trost.
  • Unfall: Viel zu viele Kinder sterben bei Verkehrsunfällen. Doch auch Ertrinken, Verbrennungen oder Stürze sind gefährliche Unfälle, die zum Tod eines Kindes führen können.
  • Gewalttat: Manchmal werden Kinder Opfer von physischer oder psychischer Gewalt – seien es körperliche Angriffe, häusliche Gewalt oder aggressives Verhalten, dessen Folgen von Verletzungen bis hin zum Tod reichen.
  • Suizid

Eigenes Kind stirbt, Eltern bleiben

Über eine Folge berichten viele der verwaisten Eltern, unabhängig der Todesursache ihres Kindes: Mit der Tochter oder dem Sohn geht der Sinn ihres Lebens als Mutter oder Vater verloren. Sie stellen sich nicht mehr Fragen wie Wie erkläre ich meinem Kind den Tod? oder Wie kann ich mein Kind auf den Tod der Oma vorbereiten?, sondern folgende: Wie gehe ich mit dem Tod meines Kindes um? Wie kann ich den Verlust eines Kindes verkraften? Wie soll ich nach einem Todesfall in der Familie weiterleben?

Die Gefühle von Eltern überschlagen sich nach dem Tod eines Kindes: Angst und Wut gehen mit Verzweiflung, Ohnmacht und Schmerz einher. Manchmal kommen Schuldgefühle dazu. Mütter und Väter machen sich Vorwürfe, sind sprachlos, hilflos und schlaflos. Sie fragen nach dem Warum, ziehen sich zurück. Dabei ist ein Todesfall – auch wenn die Tochter oder der Sohn stirbt – kein Tabu-Thema. Eltern sollten ihre Gefühle offen zeigen. Das hilft nicht nur ihnen selbst, sondern auch eventuellen Geschwisterkindern bei der Verarbeitung ihrer Trauer.

Ein weiterer Schritt sind Routinen im Alltag. Gleich nach dem Tod des Kindes sollten verwaiste Mütter und Väter morgens aufstehen, untertags etwas tun und abends zu Bett gehen und zumindest versuchen zu schlafen. Nicht zu vergessen ist, regelmäßig zu essen und zu trinken. Manchen hilft es, Menschen zu treffen; andere möchten lieber für sich sein. Sie können ihre Gedanken und Gefühle besser in einem Brief an das verstorbene Kind zu Papier bringen.

Kind gestorben – was tun? Hilfe bei Experten und im Forum

Beim Tod eines Kindes ändert sich das Familienkonstrukt. Der Verlust der Tochter oder des Sohnes hinterlässt eine Lücke, die für immer bestehen bleibt. Umso wichtiger ist für die anderen Familienmitglieder, diese Veränderung zu akzeptieren. Weil das den meisten schwerfällt, gibt es professionelle Hilfe für die Trauerarbeit. Eltern, Geschwister, Verwandte und Freunde können dazu Seelsorgerinnen und Seelsorger sowie Trauerbegleiterinnen und Trauerbegleiter aufsuchen, um mit einem Experten oder einer Expertin zu sprechen.

Was Betroffene ebenfalls weiterbringt ist, sich mit anderen Trauernden mit einem ähnlichen Schicksalsschlag auszutauschen. Eine Möglichkeit, um den Kontakt herzustellen, sind Online-Foren oder Selbsthilfegruppen. Dort teilen Eltern, deren Kind gestorben ist, Erfahrungsberichte und geben Tipps, was ihnen bei der Bewältigung der Trauer geholfen hat.

Auch der Bundesverband Verwaiste Eltern und trauernde Geschwister in Deutschland e.V. widmet sich dem Thema und bietet beispielsweise Kloster-Auszeiten für verwaiste Eltern, Suizid-hinterbliebene Eltern, trauernde Elternpaare, Väter und Mütter an. Für trauernde Geschwister gehören kunst- und musiktherapeutische Trauerreisen sowie Campfreizeiten zum Repertoire des Verbandes.

Ideen, um das Kindergrab zu gestalten

Abgesehen von der Trauerbewältigung stehen verwaiste Eltern vor einer weiteren Aufgabe: Sie müssen ihre Tochter oder ihren Sohn bestatten. Grundsätzlich können in Deutschland alle toten Babys unabhängig von ihrer Größe bestattet werden. Ab 1000 Gramm sowie Kinder, die lebend geboren wurden, muss man sogar bestatten.

Ein schön gestaltetes Grab macht nicht nur den Abschied leichter, sondern ist auch in der Zukunft ein Platz, an dem sich Eltern ihrem verstorbenen Kind nahe fühlen. Der Friedhof ist ein Raum für würdige Erinnerungen und ein Ort gegen das Vergessen. Viele versuchen, bei der Gestaltung eines Grabes möglichst eng auf die oder den Verstorbenen einzugehen, indem sie beispielsweise Pflanzen auf das Grab setzen, die der oder die dort Begrabene gerne mochte. Oder man legt kleine Gegenstände nieder, mit denen man schöne Erinnerungen an den Angehörigen verbindet.

Ein Kindergrab darf bunt sein, zum Beispiel mit Kuscheltieren, Spielzeug und farbenfroher Bepflanzung. Foto: schulzfoto, stock.adobe.com

Kindergräber sind eine andere Angelegenheit, schließlich rechnet keine Mutter und kein Vater damit, dass das eigene Kind vor einem selbst verstirbt. Doch unabhängig davon, wie jung sich die Tochter oder der Sohn aus dem Leben verabschiedet, hatte er oder sie einen Charakter. Verwaiste Eltern können an diesen erinnern, indem sie bunte Grabstätten schaffen. Sie können zum Beispiel etwas im Andenken an ihr Kind pflanzen, das weiterwächst. Andernfalls können sie beim Grabschmuck auf farbige Blumen, Kränze und Trauerschleifen setzen. Oft sieht man an Kindergräbern auch Stofftiere, Spielsachen, bemalte Steine oder Bilder. Sie gehören zur Grabgestaltung und Trauerarbeit genauso dazu wie die klassische Grabbepflanzung. Wofür sich Eltern entscheiden, obliegt letzten Endes ihnen selbst. Allerdings gilt: Man bereut nur, was man nicht getan hat.

Dieses Motto trifft auch auf die Beerdigung zu. Schließlich rückt nach dem Tod des Kindes der Tag näher, an dem Mutter, Vater, Geschwister und der Rest der Familie Abschied nehmen müssen. Statt einer Zeremonie in Schwarz können hinterbliebene Eltern die Beerdigung dem Kind gerecht gestalten, also beispielsweise den Kindersarg oder die Kinderurne selbst oder mit Geschwisterkindern bemalen oder von Profis bemalen lassen. Allgemeine Informationen zur Beerdigung gibt es in diesem Artikel.

Kinderbestattung nach Tod des eigenen Kindes

Weil eine individuelle und persönliche Abschiednahme für Eltern und Geschwister ein Teil der Trauerbewältigung ist, können sie die Trauerrede, die bei der Bestattung oder Trauerfeier gehalten wird, selbst übernehmen. Sie können diese Aufgabe aber auch einem Pfarrer, Pastor, freiem Trauredner, Angehörigen oder Freunden überlassen.

Wer die Rede letztendlich hält, hängt vom Rahmen der Feier und von den Wünschen der Hinterbliebenen ab – genauso wie der weitere Ablauf. Dieser orientiert sich einerseits am Alter des verstorbenen Kindes, andererseits an den Wünschen von Mutter und Vater.

Dennoch hier einige Ideen für die Beerdigung eines Kindes:

  • Statt trauriger Musik die Lieblingslieder des Kindes oder Kinderlieder einer Spieluhr abspielen.
  • Luftballons oder Seifenblasen zum Himmel steigen lassen.
  • Kuchen und Muffins mit bunten Streuseln servieren.

Für einen reibungslosen Ablauf, eine umsichtige Betreuung und eine professionelle Organisation sind trauernde Eltern bei einem guten Bestatter bestens aufgehoben. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Bestattungsdiensten sind einfühlsame Wegbegleiter mit Kompetenz und Qualifikation, denen man als Angehörige oder Angehöriger vertrauen kann. Hier finden Sie eine Checkliste, um das richtige Bestattungsunternehmen zu finden.

Spezialfall: (Ungeborenes) Baby gestorben

Weil Eltern schon in der Schwangerschaft eine Bindung zu ihrem Baby aufbauen, sollten sie dem ungeborenen oder totgeborenen Kind einen Namen geben. Ab einem Gewicht von 500 Gramm oder, wenn das Kind zumindest lebend geboren wurde, muss sowieso ein offizieller Name beim Standesamt eingetragen werden. Das kann mittlerweile aber auch bei einem niedrigeren Gewicht gemacht werden.

Im Krankenhaus oder beim Bestattungsdienst können Eltern außerdem Fotos von ihrem Kind machen oder durch einen Sternenkinderfotografen machen lassen. Auch mit Hand- oder Fußabdrücken behalten sie eine Erinnerung an ihre verstorbene Tochter oder ihren verstorbenen Sohn.

Sonderurlaub nach dem Tod des eigenen Kindes

Es sind definitiv nicht die ersten Fragen nach einem Todesfall, doch irgendwann werden sich Eltern fragen: Wann muss ich nach dem Tod meines Kindes wieder arbeiten? Wie lange kann ich mich krankschreiben lassen, wenn mein Kind stirbt? Wie viele Tage Sonderurlaub bekomme ich bei einem Todesfall in der Familie?

Ob und in welchem Ausmaß Sonderurlaub gewährt wird, hängt vom Tarif- oder vom Arbeitsvertrag ab. Sind dort keine expliziten Regelungen enthalten, tritt § 616 BGB in Kraft. Rein rechtlich haben nur Hinterbliebene des ersten Verwandtschaftsgrades – also der Vater, die Mutter, die Tochter oder der Sohn – sowie Ehepartner Anspruch auf Sonderurlaub. Ist die Tochter oder der Sohn gestorben, stehen Eltern zwei bis drei Tage Sonderurlaub zu – auch bei Pflege- oder Adoptivkindern. Diese Urlaubstage sind dazu da, die Bestattung und Beerdigung zu organisieren sowie Erbschaftsangelegenheiten zu klären. Mehr zum Sonderurlaub beim Todesfall Angehöriger lesen Sie hier.

Auch die Mutter eines Sternenkindes hat Anspruch auf Sonderurlaub. Bei ihr kommt außerdem der achtwöchige Mutterschutz dazu. Eine Elternzeit ist nicht vorgesehen.

Viele Eltern brauchen aber mehr Zeit, um den Tod ihres Kindes zu verarbeiten. Sie lassen sich deshalb von einem Arzt oder von einer Ärztin krankschreiben. Wie lange die Krankschreibung gilt, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Am besten lassen sich Betroffene individuell beraten.

Kind gestorben: Die Zeit danach

Doch auch Sonderurlaub oder Krankschreibung enden irgendwann – und das Leben geht weiter. Den Alltag nach einem Todesfall zu bewältigen, ist die eine Sache. Eine andere sind die nächste Feier, auf der ein Familienmitglied weniger dabei ist, der Geburts- oder Todestag des Kindes, das Datum der Fehlgeburt, der ursprüngliche Geburtstermin und so weiter.

Wichtig ist, dass Eltern diese und weitere Termine bedenken. Das bedeutet: Tag freihalten, keine wichtigen Meetings einplanen, nicht viel vornehmen und auf alles und nichts gefasst sein. Um an die verstorbene Tochter oder den verstorbenen Sohn zu erinnern, kann man eine Kerze anzünden, Fotos des Kindes aufstellen oder sein beziehungsweise ihr Lieblingslied abspielen.

Tröstende Worte für Angehörige

Auch wenn sich viele Eltern nach dem Tod ihres Kindes so fühlen: Sie sind nicht allein. Familie und Freunde sind für die hinterbliebene Mutter und den Vater da. Sie möchten den verwaisten Eltern helfen, wissen oft jedoch nicht, wie. Es gibt keine goldenen Regeln für den Umgang mit Angehörigen. Die Trauerbewältigung ist individuell – manche ziehen sich zurück, andere suchen die Ablenkung.

Im ersten Schritt sollte das Umfeld Anteilnahme zeigen. Das geht mit einer Kondolenz, beispielsweise in Form einer Beileidskarte. Aufmunterndes Beileid und tröstende Worte drücken die Gefühle der Hinterbliebenen aus und spenden diesen im besten Fall Trost. Doch was sagt man? Welchen Spruch schreibt man in die Trauerkarte? Tröstende Worte für trauernde Eltern zu finden, ist schwer. Angehörige sollten ehrlich sein und sagen, dass ihnen die Worte fehlen. Andernfalls finden sie hier schöne Trauersprüche für Traueranzeigen und Trauerkarten.

Manchmal reicht selbst eine Umarmung aus. Außerdem gilt: Zuhören, nicht verurteilen und Verständnis zeigen! Angehörige sollten eine Familie, die gerade ein Kind verloren hat, nicht meiden oder den Kontakt reduzieren, weil sie nicht wissen, wie sie mit den Hinterbliebenen umgehen sollen. Nichts ist so falsch, wie nichts zu machen.